»Und dann war da noch ich, der Narr, dem er das zu verdanken hatte. Ein Bösewicht, der sich als Held ausgab.«
– Das Königreich der Lügen (Die Söldnerkönig-Saga 1), Nick Martell, Seite 390*
Klappentext:
Willkommen in Kessel, einem Königreich, in dem an jeder Ecke Lügen und Intrigen warten. Hier hält sich Mikael Königmann mit Trickbetrügereien über Wasser. Einst gehörten die Königmanns zum angesehenen Adel, doch vor zehn Jahren wurde Mikaels Vater als Prinzenmörder hingerichtet und die gesamte Familie als Verräter gebrandmarkt. Als sich eine zwielichtige Möglichkeit bietet, wieder Zugang zum Königshof zu bekommen, ergreift Mikael die Chance. Er will den Namen seiner Familie reinwaschen. Doch die Wahrheit über die damaligen Ereignisse hat die Macht, ganz Kessel zu verändern – zumindest wenn Mikael lange genug überlebt, um sie aufzudecken!
Mikael und seine beiden Geschwister wurden nach der Tat ihres Vaters als Verräter des Königshaus gekennzeichnet. Dabei war ihre Familie immer zuständig, das Gleichgewicht in Kessel zu wahren und die Königsfamilie zu schützen. Und während seine Schwester weiterhin an die Unschuld ihres Vaters glaubt, versucht Mikael es einfach zu verdrängen. Er konzentriert sich stattdessen darauf, den Ruf seines Familiennamens zu retten und möchte selbst nicht als Verräter in die Geschichte eingehen. Sein Bruder sucht derweil seinen Platz in der Stadt und versucht, den Familiennamen loszuwerden.
Als Mikael die Pflege eines reichen Adligen übernehmen soll, ergibt sich für ihn die Möglichkeit am Endlosen Walzer teilzunehmen und zurück in die Adlige Gesellschaft zu gelangen. Dafür soll er lediglich die Erinnerungen des Königs stehlen, um die Unschuld seines Vaters zu beweisen. Mikael weigert sich erst, da er den Gedanken an die Unschuld seines Vaters schon vor Jahren abgelegt hat. Es war leichter für ihn, um weiterhin an den Familiennamen zu glauben.
Doch der Weg über den Endlosen Walzer eröffnet es ihm zumindest, sich selbst zu finden und das Zeichen des Verräters loszuwerden. Dabei verstrickt er sich jedoch tief in die Intrigen von Kessel und befindet sich bald zwischen Machtkämpfen, wird von einem Söldner verfolgt und zieht den Hass des Verdorbenen Prinzen auf sich.
Ich bin kein großer Fan der Ich-Perspektiv. Sie ist schwer umzusetzen. Hier allerdings hat es mir gut gefallen. Auch, wenn man als Leser hier und da arg unwissend über einige Gedanken und Geschehnisse zurückgelassen wird, finde ich es recht gut umgesetzt. Eben gerade weil die Hauptfigur nicht im kleinsten über alles möglich nachdenkt und die Informationen als Ist-Informationen vermittelt werden. Man muss sich selbst zusammenreimen und versuchen, diese große Welt zusammenzusetzen.
Was nicht immer gelingt, aber ich hoffe, dass sich viel über die beiden Folgebände noch ergibt. Daher bin ich froh, dass diese recht zeitnah nacheinander erscheinen, um nicht wieder alles zu vergessen.
An sich gefällt mir die Welt sehr. Die neuen und alten Ideen, die miteinander vermischt werden, haben mir gut gefallen und ich bin gespannt, wie in den Folgebänden darauf aufgebaut und mit den ganzen Informationen weitergearbeitet wird. Gerade das System der Magie klingt sehr spannend – dass ein kleiner Fehler genügt, um im Ausgleich zur Macht über die Magie, Erinnerungen zu verlieren.
Die Figuren fand ich durchweg tiefgründig und sympathisch. Viele bringen eine Vergangenheit mit sich, über die ich als Leser gerne mehr wissen will. Es scheint viele Verstrickungen und Zusammenhänge auch mit der Entstehung der Welt zu geben, die mich durchaus neugierig gemacht haben. Auch die Dynamik, die im Laufe von Band 1 zwischen den Figuren entsteht, hat mir gut gefallen und viel für sich.
Gleichwohl hat das Buch durch den Erzählstil aber auch etwas mit „Schluckauf“ zu kämpfen. Da durch Mikaels Augen gesehen manche Motivationen doch etwas unlogisch wirkten. Hier warte ich aber ebenfalls die Folgebände ab. (Als kleines Beispiel: Erst ist es immer Mikael, der den Namen seiner Familie wieder reinwaschen will und seine Geschwister betonen, dass sie mit diesem Thema abgeschlossen haben – dann aber als Mikael endlich akzeptiert wie es ist, genau gegenteiliges sagen. Hat doch etwas verwirrt)
Allerdings stellt das Buch solche Entscheidungen und Anspielungen direkt wieder in Frage. Weshalb ich durchaus denke, dass alles seinen Sinn hat. Dem Buch scheint sehr wohl bewusst, was es ist, weshalb ich gespannt bin, wie es gewisse Dinge entwickelt.
In Band 1 der Söldnerkönig-Saga wird ein spannender Konflikt aufgebaut und eine Vielzahl an Figuren vorgestellt, die das Gefühl wecken, dass mit diesem Band, die einzelnen Figuren an die richtige Position gerückt und ein grober Überblick verschafft werden soll, wer auf welcher Seite stehen wird.
Dennoch bleibe ich als Leserin angenehm unwissend zurück, wer am Ende wirklich was plant und wohin sich die Geschichte entwickeln wird. Damit steht die Grundlage für die Folgebände.
Es bleibt aber definitiv alles offen. Ich für meinen Teil bin trotz der kleineren und größeren Schwächen sehr neugierig, wie es weitergeht.
*Das Königreich der Lügen (Die Söldnerkönig-Saga, Band 1), „Nick Martell“, Deutsche Erstausgabe 2022, Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe,
ISBN: 978-3-7341-6209-1
Original 2020, The Kingdom of Liars, Saga Press, by Nicholas McDonald-Martell
weitere Bücher der Reihe: