»Dann erblickte Rakna sie. Lynthriell stand auf der Empore, blass und abgemagert, aber noch schön wie vor vielen Jahren, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten.«
– Rakna – Das Geheimnis der Trauerweide, Josephine Becker, 70%*
Klappentext: Als Rakna und ihre Freunde sich den Anweisungen ihrer Eltern widersetzen und alleine in den Wald gehen, geschieht das Unglück. Rakna gelangt durch ein magisches Portal in eine sagenumwobene Welt voller fremdartiger Wesen. Dort lauert ihr ein grausiges Geschöpf auf und versetzt ihr das Mal des Bösen. Sie wird gerettet und kann zurück in ihre Welt gelangen. Doch von nun an muss sie ein riskantes Leben führen. Niemand darf erfahren, dass sie in der Elfenwelt war. Bis zu ihrem neunzehnten Lebensjahr kann sie ihr Geheimnis verbergen. Doch dann passiert das, was Rakna in ihren schlimmsten Albträumen nicht erwartet hätte… Eine Geschichte von Freundschaft, Sehnsucht und der Suche nach der inneren Heimat.
Inhaltsangabe:
Rakna fällt in ihrer Kindheit versehentlich in die Welt der Elfen und wird dort von einer Dämonenfürstin gebissen. Sie hat jedoch Glück, denn eine Heilerin der Elfen, Lynthriell, kommt ihr zu Hilfe und versiegelt das Dämonenmahl, ehe es sich ausbreiten kann, um Rakna zu einer Dämonenfürstin zu machen. Doch Rakna muss zurück in ihre eigene Welt und dort von nun an das Mahl verstecken, damit sie nicht verjagt wird.
Jahre später trifft genau dieser Fall ein. Durch einen dummen Zufall wird die Älteste ihres Dorfes auf den Biss aufmerksam und jagt sie als Monster aus dem Dorf. Raknas einzige Chance ist es, zurück in das Elfenreich zu flüchten, um dort ihre damalige Retterin um Hilfe zu bitten.
Weder im Reich der Menschen noch im Reich der Elfen wirklich erwünscht, ist Rakna auf die Hilfe des Elfen Fenrick angewiesen, der sie im Auftrag von Lynthriell zum Erdreich bringen soll. Die Elfen dort sollen ihr helfen und sie ausbilden. Aber welche Rolle sieht die Heilerin in ihr, dass sie ihr damals wie heute hilft?
Meinung:
Das Buch hält sich nicht lange auf und wirft den Leser direkt in die Handlung und Rakna direkt in eine fremde Welt, in der sie nicht willkommen ist. Der Anfang hat etwas sehr Geheimnisvolles aber auch Düsteres an sich, das mir direkt gefallen ha.
Im Mittelpunkt steht Rakna, eine junge Frau, die ausgestoßen wird und in die Welt der Elfen flüchten und dort bestehen muss. Dieser Ansatz ist zwar nicht neu, aber ich war gespannt, wie er umgesetzt wurde und wurde nicht enttäuscht.
Rakna als Hauptfigur ist interessant. Und es ist schön auch mal zu lesen, dass eine Hauptfigur mit etwas anderem als Schwertern kämpft. Die Äxte fand ich daher eine schöne Wahl. Ansonsten hat mich auch ihre Geschichte mitgenommen gerade zum Ende, viel gewonnen, aber auch unendlich viel verloren.
Einigen der Nebenfiguren fehlt es dagegen jedoch leider etwas an Alleinstellungsmerkmalen. Zwar benötigt jeder unterschiedlich lang, aber letztlich sind alle beschützend, fürsorglich und freundlich. So wirken die Interaktionen zwischen den Figuren häufig recht ähnlich und es kommt keine so rechte Dynamik auf. Sie wirken in ihren Handlungen etwas zu glatt gebürstet.
Aber dafür sind die Ausbrecher umso interessanter. Lynthriell und Dyrus oder auch der Dämonenkönig zum Beispiel. Ihre Geschichte und Motivation interessiert mich sehr und ich bin gespannt, was wir als Leser hierzu noch in den nächsten Bänden erfahren. (Mehr oder weniger zu allen)
Das Konzept der Welt und die Konflikte innerhalb der Welt und zwischen den Welten hat mir ebenfalls gut gefallen. Wie die verschiedenen Elfenvölker leben und wie sie funktionieren war schön zu lesen. Gerade in diesen Aspekten hat die Welt viel zu bieten und man spürt, die Details, die beim Schreiben eingeflossen sind. Hier steckt viel Liebe zum Detail. Die Geschichte und die Welt hat definitiv einen Wiedererkennungswert, der neugierig stimmt.
Generell der Konflikt zwischen den Elfen und Dämonen gefiel mir gut. Auch wie die Dämonen entstehen, die Angst vor einem Biss und wie es danach weitergeht. Das alles hat viel Potential, von dem ich gerne mehr lesen will.
Auch die Handlung konnte mich durchaus fesseln. Gerade Raknas Flucht in die Elfenwelt und ihre ersten Tage dort. All das Neue, was sie lernen muss. Und wie sie am Ende zeigen muss, was aus ihr geworden ist und sie auch lernen muss die Konsequenz ihrer Entscheidung zu akzeptieren. Das sind sehr spannende Ansatzpunkte, die neugierig machen, wie es mit ihrer Figur weitergehen wird. Ob sie daran wachsen wird, oder sich weiterhin die Schuld an allem gibt.
Was mich in der Handlung immer wieder etwas rausgeworfen hat, waren die Figuren und wie diese auf Probleme reagieren, bzw. wie Probleme gelöst werden. Probleme werden meiner Meinung nach etwas zu leicht und zu schnell gelöst, wodurch bei mir recht wenig Spannung aufkam. So wirken Ereignisse an manchen Stellen arg konstruiert und künstlich, wenn ein zufälliger Dämonenangriff dafür sorgt, dass ein zuvor noch rigoros abgelehntes Bündnis doch erneuert wird. Oder eine abgelehnte Liebe sofort wen anderes findet.
Es gibt zwar ein Problem nach dem anderen, weshalb es nie langweilig wird und man in der Handlung immer weiter mitgezogen wird. Allerdings kommt auch immer sofort die passende Lösung dazu. Weshalb die Spannungskurve permanent schwankt.
Der Schreibstil ist locker, aber auch etwas schlicht. Stellenweise liest es sich etwas wie ein Aufsatz, an anderer Stelle verbirgt sich aber doch wieder eine tolle Formulierung, die das Potential der Autorin aufzeigt. Endlich liest es sich trotz ein paar Schreibfehler sehr schnell und ich wurde die ganze Zeit sehr gut unterhalten.
Fazit:
Ein Buch, das durchaus mit ein paar Problemen zu kämpfen hat. Die mich aber am Ende doch nicht sehr gestört haben. Ich wurde gut unterhalten. Und ich sehe in dem Buch sehr viel Potential, auf das ich in den nächsten Bänden hoffe.
Das Buch wird von einer starken und für mich einzigartigen Figur getragen. Die Welt steckt voller Liebe zum Detail und man kann wohl nicht behaupten, dass es an irgendeiner Stelle langweilig geworden wäre.
*Rakna 1 – Das Geheimnis der Trauerweide, Josephine Becker, April 2020
