»Sorge für die Deinen.«
– Knochendiebin, Margaret Owen; Seite 47 u.a. *
Klappentext:
Die junge Magierin Stur aus der Krähen-Kaste kennt nur ein Gesetz: Beschütze die Deinen! Denn von den übrigen Kasten werden die Krähen geschmäht. Dabei versorgen sie Sterbende und Tote, ein wichtiger Dienst in einem Land, in dem die Sündenseuche wütet.
Als Sturs Familie für eine Bestattung zum Königspalast gerufen wird, geschieht Unerwartetes: Der angeblich tote Prinz Jasimir will ihre Hilfe! Um die böse Herrscherin zu stürzen, müssen er und sein Leibwächter Tavin Verbündete treffen – unter Sturs Obhut. Aber kann sie dem Prinzen und seinem besten Freund wirklich trauen?
Stur ist eine Krähe und damit zu einem Leben an unterster Stelle der Gesellschaft verdammt. Denn die Krähen werden lediglich geduldet und von den anderen Kasten Sabors nicht akzeptiert. Sie sind Außenseiter, die jede Nacht um ihr Leben fürchten müssen. Denn einer Krähe weint keiner nach.
Als einzige Menschen sind sie jedoch immun gegen die Sündenseuche, die das Land heimsucht und dazu in der Lage ist, ganze Dörfer auszulöschen. Die Krähen sind da, um Barmherzigkeit über die zu bringen, die der Seuche erliegen. Doch anerkannt werden sie dafür nicht.
Eines Tages wird Stur mit ihrer Rotte zum Palast des Königs gerufen, da der Kronprinz und seine Leibwache an der Seuche erkrankt sind. Das erste Mal seit vielen Jahren, dass ein Phönix diese Krankheit erleidet. Kaum aus dem Schloss und ihren Verfolgern entkommen, erfahren Stur und ihre Rotte jedoch, dass der Prinz nicht tot ist. Noch nicht. Er hat seinen Tod vorgetäuscht, um unbemerkt aus dem Schloss fliehen zu können. Denn dort trachtet ihm die Königin nach dem Leben.
Stur und ihre Krähen sollen ihm dabei helfen, zu seinen Verbündeten zu gelangen, und das möglichst lebendig. Im Austausch für einen Eid, den Stur dem Prinzen abverlangt – die Krähen sollen Schutz von den Oleander-Junkern bekommen, als Teil Sabors anerkannt werden und nicht mehr jeder Nacht um ihr Leben fürchten müssen – verspricht Stur den beiden zu helfen.
Dass der Eid ihr, ihrer Rotte und auch dem Prinzen und seiner Leibwache jederzeit auf die Füße fallen kann, ist ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, wird ihr aber sehr bald und mit aller Gewalt vor Augen geführt.
Die Handlung und der Schreibstil waren wirklich klasse und konnten mich von Anfang an begeistern. Mit „Knochendiebin“ bekommt man eine sehr spannende Geschichte um Verrat und Intrigen, um Ausgrenzung und Zusammenhalt. Gerade der Sub-Text hat mir super gefallen. Auch die Ideen für die Welt waren prima in die Geschichte eingeflochten. Ein recht einzigartiges Klassensystem, an das man sich zwar erst gewöhnen und das man durchschauen muss, dann aber seinen Reiz hat und Spannung bringt.
Die Charaktere finde ebenfalls super. Allem voran die Namenswahl – gerade was Stur und die Krähen generell betrifft. Das System der Namenvergabe allein zeigt, das in der Welt viele tolle Details stecken.
Die Interaktionen zwischen den Figuren haben mich ebenfalls begeistert. Vordergründig natürlich Stur und Tavin, deren Beziehungsaufbau langsam aber stetig voranschreitet und sehr viel transportiert. Die kleinen Neckereien, unterschiedlichen Meinungen und Gespräche fand ich sehr erfrischend. Aber auch die Verbindung zwischen Stur, ihren Krähen und Pah als Vaterfigur fand ich klasse. Wenngleich ich als Leser zu der Krähenrotte weniger Bindung aufgebaut habe.
Mein größtes Problem jedoch war der Prinz. Ich hatte mehrfach den Eindruck, Jasimir wurde handlungstechnisch immer einfach beiseite geschoben, damit Stur und Tavin ihre Zeit bekommen. Als wäre er gar nicht Teil der Handlung. Als wäre der Prinz nur im Buch, damit es einen Grund gibt, dass diese unterschiedlichen Kasten von Krähe und Habicht aufeinandertreffen. Mehr nicht. Ich war eigentlich von Anfang an neugierig und wollte mehr wissen, aber Jasimir rückt weiter und weiter in den Hintergrund. Weshalb ich fast schon erleichtert war, als er und Stur allein weiterziehen.
Ich habe zwischenzeitlich auf den Moment gewartet, an dem Tavin und Stur sich wundern, wo der Prinz abgeblieben ist und der sitzt seit 2 Tagen zurückgelassen an einer Feuerstelle: „Die kommen zurück. Sicher.“ (Er ging Zigaretten holen und kam nie wieder)
Die Dynamik im letzten Drittel des Buches zwischen Prinz und Stur dagegen ist dann unglaublich gut. Sogar noch einen Ticken besser als die Liebesgeschichte zwischen Tavin und Stur. Die unterschiedlichen Sichten, aber durchaus gleichen Züge passen super und sind spannend. Wo war diese Dynamik in den ersten beiden Dritteln?
Die Handlung und der Schreibstil waren klasse und konnten mich von Anfang an begeistern. Mit „Knochendiebin“ bekommt man eine sehr spannende Geschichte um Verrat und Intrigen, um Ausgrenzung und Zusammenhalt.
Die Welt steckt voller Kleinigkeiten und tollen Ideen. Allein die Art der Namensvergabe bei den Krähen hat mir super gefallen.
Auch die Charaktere empfand ich als spannend, die Beziehung, die sich langsam zwischen Stur und Tavin auftut. Leider kommt für mich der Prinz deutlich zu kurz und erst im letzten Drittel entsteht da für mich eine Dynamik zwischen den Charakteren, die ich bis dahin vermisst habe. Da wurde der Kronprinz immer beiseite geschoben, damit Platz für die Liebesgeschichte ist, was sich für mich dann wenig natürlich angefühlt hat.
Ansonsten habe ich mit den Figuren aber gut mitfühlen und die Handlung nachvollziehen können. Gerade das Ende hat mir persönlich super gefallen.
Ich freue mich auf den nächsten Band der Reihe.
*Knochendiebin (Die zwölf Kasten von Sabor 1), Margaret Owen, Originaltitel: The Merciful Crow , Alle deutschen Rechte bei Carlsen GmbH, Text Copyright: Margaret Owen, Map copyright: Virginia Allyn, Publisht by arrangement with Henry Holt and Company, Umschlaggestaltung: formlabor unter der Verwendung des Entwurfs von Rich Deas, Aus dem Englischen von Henning Ahrens, Lektorat: Brigitte Kälble, Herstellung: Gunta Lauk, Satz: Punkuin Satz und Datentechnik, Druck und Bindung: GGP Media GmbH
weitere Bücher der Reihe: