»Wir können nicht direkt in diese Welt eingreifen […] Menschen töten oder Tode verhindern. Auch wir sind gebunden an das Schicksal, das den Verlauf der Dinge bestimmt, an die Dinge, die geschehen werden. So wie eure Begegnung. Wir können nur … die Richtung lenken, in die sich alles entwickelt. Wir handeln durch die Menschen, die wir erwählt haben.«
– Wiederkehr der Götter: Der Preis des Lebens, Xhar, Seite 609
Klappentext:
Prinzessin Iouna und Halvar müssen unter den Augen ihrer Götter ihre Zukunft gestalten – Götterfantasy voller großer Gefühle
»War sie noch da? Verborgen unter der Asche, wie der Phönix, von dem sie gesprochen hatte? Würde sie daraus auferstehen? Vielleicht musste er sie nur befreien und …«
Seit der schicksalhaften Nacht im Wald, in der Halvar an den Abgrund seiner Gedanken geführt wurde, ist kaum Zeit vergangen. Doch die Götter stehen an seiner Seite, und kurz darauf erfahren er und Iouna ihre wahren Aufgaben. Denn der Tod des Herzogs von Kosse hat schwerwiegende Folgen. Es gilt, einen Krieg zu verhindern – und ein ebensolcher braut sich unterdessen vor den Toren Schwarzbruchs zusammen …
»Wiederkehr der Götter – Der Preis des Lebens« ist die Fortsetzung von »Wiederkehr der Götter – Der Schatten des Todes«.
SPOILER ZU BAND 1!
Halvar trauert um Iounas Tod und ist mehr als misstrauisch, als er die junge Frau, welche er eigentlich dem Feuer übergeben hat, aus dem Fluss zieht – lebend und von Sirenen beschützt. Dazu kommen die kryptischen Worte der Götter, die ihm und Iouna eine wichtige Rolle zuweisen. Gesegnet und ins Leben zurückgeworfen, sollen sie ein Volk retten.
Mit der Situation noch überfordert, entscheiden sich Iouna und Halvar, dass sie ihre Gefühle bereits zu lang für sich behalten haben. Ein Leben als einfache Menschen, weder Ritter noch Prinzessin, fernab ihrer Verantwortung. Doch ein herannahender Krieg macht ihnen einen Strich durch die Rechnung, denn die beiden sind die einzigen, die jenen verhindern können.
So sind Iounas Brüder auf dem Weg nach Schwarzbruch, um ihren Tod zu rächen und auch Hannibal, Heinrichs Bruder – Iounas Mörder -, macht sich auf den Weg, um den Mörder seines Bruders zur Rechenschaft zu ziehen.
Inmitten dieses Kampfes müssen Iouna und Halvar die neuen Aufgaben der Götter lösen und auch die Schatten warten nur auf ihre Chance.
Schon der Anfang von Band 2 ist sehr emotional. So trauert Halvar um Iouna und dies wird dem Leser sehr deutlich zu verstehen gegeben. Man fühlt mit ihm mit und würde ihm zu gern helfen. Stattdessen ist man ebenso verdammt, es zu ertragen, wie auch Halvar weiterleben muss, und das bereits zum zweiten Mal.
Gerade die Gefühle bekommen in Band zwei viel Zeit und Platz. Wo in Band 1 eine Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten erbaut wurde, nimmt nun deren Liebesgeschichte Fahrt auf. Und diese steckt voller Tiefe und ist weit davon entfernt, plump dahinerzählt zu werden.
Die Hauptfiguren hatten schon in Band 1 eine starke Dynamik miteinander, welche auch hier nochmals inniger wird. Dialoge und Handlungen wirken nie fehlplatziert oder übertrieben geschrieben. Und so funktionieren die Zweisamkeiten und Interaktionen der beiden wunderbar.
Band 2 stellt den Leser vor eine ganze Reiher neuer und auch alter Charaktere, die aber ebenso toll gezeichnet wurden wie Iouna und Halvar. Jeder scheint seinen Daseitszweck zu haben, keiner hat eine gradlinige Persönlichkeit. Ich oute mich dann mal als Thorvid-Fan – für mich der heimliche Held von Band 2.
Kein Charakter taucht aus dem Nichts auf, sondern bringt eine Vergangenheit mit sich, die den Stand der Geschichte und ihre Handlung passiv mitgeprägt hat.
Die Handlung stetig vorangetrieben, wird nie langweilig und verzweigt sich in viele Richtungen. Man hat nie das Gefühl bereits alles zu überblicken und zu verstehen, so rätselt man mit den Charakteren mit und erwischt sich dabei, wie man verurteilt oder Partei ergreift, um dann die Wahrheit zu erfahren und die persönliche Einstellung nochmals zu überdenken.
Bei der Handlung ist Mitdenken erforderlich, um alles zu verstehen. Aus diesem Grund ist Wiederkehr der Götter auch keine 08/15 High-Fantasy Geschichte, die die gleiche Geschichte immer und immer wieder neu erzählt. Man hat etwas Interessantes und Innovatives, was sowohl mit gesellschaftlichen Aspekten spielt und der Hintergrund sehr komplex ist. Das romantisierte Bild, das einem häufig im Fantasy-Genre entgegentritt, ist hier deutlich blutiger und realistischer.
Der Schreibstil deckt auch in Band 2 meine Erwartungen und ist mit seinen Vergleichen und dem Humor erfrischend und immer genau dann ernst, wenn es die Handlung verlangt. Vor allem die Dialoge wirken sehr echt und ungekünstelt.
Im zweiten Band von Wiederkehr der Götter kommt das Thema Götter wahrlich nicht zu kurz. Die Handlung entwickelt sich sehr interessant und es kommen viele spannende Charaktere hinzu, welche man neben den beiden Protagonisten ins Herz schließt, oder eben so verabscheut, wie Iouna und Halvar. Nichts und niemand ist in dieser Geschichte eindimensional und man merkt, dass sich die Autoren um sehr viele Details Gedanken gemacht haben. Allem voran bildet die Vergangenheit einen wichtigen Aufhänger.
Für mich ist Band zwei tatsächlich nochmal einen Hauch besser als der bereits überaus gute Band eins.
Wiederkehr der Götter: Der Preis des Lebens, P.J. Lehmann, Piper Verlag GmbH, München 2021, Redaktion: Franz Leipold, Covergestaltung: saje design
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