Maggie und die Stadt der Diebe
Patrick Hertweck


Bild zu Maggie und die Stadt der Diebe

»Ein Schatten schwebte über den Lehmboden und erwuchs zu abnormer Größe an der Wand hinter Goblins Lager. Und mit dem Schatten glitt eine Gestalt in den Keller. Der Tod war gekommen. Er trug einen langen schwarzen Mantel. Auf seinem Kopf saß ein breitkrempiger Hut. Seine Hände steckten in Lederhandschuhen.«

Maggie und die Stadt der Diebe, Patrick Hertweck, Seite 172

Klappentext:
New York, 1870. Maggie ist auf der Flucht. Nur knapp ist sie den Männern entkommen, die sie aus dem Waisenhaus entführt haben. Mephisto Mose, der sagenumwobene Herrscher über die New Yorker Unterwelt, ist hinter Maggie her. Doch weshalb hat er ein solches Interesse an ihr? Auf der Suche nach einem Versteck, irrt Maggie durch die Slums von Manhattan und trifft auf eine Bande junger Diebe, die sie bei sich aufnehmen. Aber die Verfolger lassen nicht locker und Maggie spürt, dass sie sich endlich ihrer Vergangenheit stellen muss.
Eine Abenteuergeschichte voll von düsteren Geheimnissen und gemeinen Schurken
.


Inhaltsangabe

In „Maggie und die Stadt der Diebe“ geht es um die junge Maggie, welche sich in einer unbekannten Stadt auf der Flucht befindet. Seit sie den zwielichtigen Leuten entkommen ist, welche sie aus dem Waisenhaus entführt haben, muss sie sich im New York der 1870er Jahre allein zurechtfinden. Doch gerade, als ihr die Verfolger wieder dicht auf den Fersen sind, erhält Maggie Hilfe von einem Fremde, der sie zum Versteck der 40 Little Thieves schickt. Dort trifft Maggie auf Goblin und die vier Straßenkinder Silence, Bismarck, Coffee und Tom. Bei ihnen darf sie sich erstmal verstecken.

Nach und nach lernt Maggie so die Stadt kennen und erfährt auch, in welches kuriose Spiel sie hineingeraten ist. Dabei spielt ihre Vergangenheit eine große Rolle. Maggie muss herausfinden, in welcher Verbindung sie zu der New Yorker Unterwelt steht und warum sie für die Gauner der Stadt so wichtig zu sein scheint.


Meinung:

Ich fand vor allem das Setting des Buches sehr interessant und auch spannend. Es ist düster und unheimlich. Und gerade die Geschichte, die sich innerhalb dieses Umfelds abspielt, bietet sehr viel Potential.

Allerdings wird das Setting für meinen Geschmack zu sehr für Kinder heruntergebrochen. Wir haben diese brutale Unterwelt der 1870er Jahre des alten New Yorks, welche durch die für Kinder angedachte Unschuld leider recht unglaubwürdig wird – und die Gauner ungewollt lächerlich erscheinen. Mit dem Setting als Grundlage einen Mittelweg zu finden, ist sicherlich schwer und für mich hier leider nicht gelungen.

Den Schreibstil fand ich sehr erklärend und einfach, springt für meinen Geschmack aber doch etwas zu sehr. Ich fand es ein wenig schade, dass tatsächlich interessante Abschnitte und Geschehnisse irgendwo im Hintergrund passieren und man diese nur nacherzählt bekommt. Die Auseinandersetzung mit Diebstahl und Gaunerei und dessen moralischer Aspekt, wäre beispielsweise spannend gewesen, mitzuerleben. Stattdessen wird man nach einem Zeitsprung vor vollendete Tatsachen gestellt. Schade.

Die Charaktere fand ich ebenfalls interessant. Der bunte Haufen, der hier in den Topf geworfen wurde, ist sehr individuell und mal etwas anderes. Gleichzeitig passen sie gut in die Zeit und schon allein damit zünden einige Konflikte.

Wobei gerade Bismarck, Coffee und Silence als Charaktere doch ziemlich zurückbleiben. Aber auch Maggie, Tom und Goblin, die verhältnismäßig viel Hintergrund erhalten, bleiben für mich arg flach und entwickeln kein Leben. Was meiner Meinung nach mit den Szenen zusammenhängt, welche außerhalb des Geschriebenen geschehen und nur nacherzählt werden. So fiel es mir schwer, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.

Auch, wenn ich am Ende überrascht war, dass die „Diebe“ doch etwas weniger mit dem Buch zu tun haben, als der Titel vermuten lässt, empfand ich die Handlung als lesenswert und gerade das Ende konnte mich überzeugen. Sehr viel Action darf man zwar nicht erwarten, aber die Erklärungen und Schlussfolgerungen fügen sich mit den Erfahrungen zusammen, die man seit der ersten Seite gesammelt hat. Dadurch wirkt durchaus alles gut durchdacht und verknüpft.


Fazit:

Ein Kinder- und Jugendbuch, das durchaus eine spannende Hintergrundidee hat und das Setting viel Potential bietet, mich aber leider nicht überzeugen konnte. Die Charaktere bleiben zu flach und ich habe keinen Zugang zu ihnen bekommen. Das war einer der Gründe, warum es mir bis zum Ende schwer fiel, in die Handlung zu kommen. Auch, wenn diese von vorn bis hinten gut durchdacht scheint, bietet sie – bis auf das Ende – keine sonderlich großen Überraschungen. Das Ende empfand ich dann aber durchaus als gut und stimmig. Auch, wenn es etwas wie das Böse erklärt seinen Plan – Klischee wirkte.

Der Schreibstil passt zu einem Jugendbuch, für Kinder von etwa 11 bis 13 Jahre, lässt sich flüssig lesen und ist durchaus bildhaft und detailliert, springt mir persönlich aber etwas zu sehr in der Handlung. Einige Dinge, die als Leser interessant gewesen wären zu lesen und mitzuerleben, bekommt man nur im Nachhinein erzählt.

Hätte man die Geschichte um Maggie und ihre Freunde etwas anders aufgezogen, hätte es ein sehr spannendes Kinder- und Jugendbuch werden können.


Maggie und die Stadt der Diebe, Patrick Hertweck, 2017, Gulliver in der Verlagsgruppe Beltz, 2015 by Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH Stuttgart


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