»Du wirst stark sein. Stark, um nicht nur dich selbst, sondern auch jeden zu beschützen, der dir lieb und wichtig ist.«
– Die Wächter von Andalon, Celes, Seite 32
Klappentext:
Nur die Weltenwanderin Iris ahnt, dass eine fremde Rasse, die vor Jahrtausenden das magische Inselkönigreich Andalon vernichtete, für das rätselhafte Massensterben weltweit verantwortlich ist. Die Kreaturen sammeln im Verborgenen ihre Kräfte, um diesmal die gesamte Menschenwelt an sich zu reißen. Allein den neun wiedergeborenen Wächtern Andalons kann es gelingen, sie aufzuhalten. Doch kaum jemand weiß um die wahren Geschehnisse damals und wie es gelang, die Invasion zu beenden. Susan ist eine dieser neuen Wächter. Die Bestimmung in Einklang mit der Schule, Familie und ihren Freund zu bekommen, stellt gerade für sie eine besondere Herausforderung dar. Sie betrifft dieser schier aussichtslose Kampf nämlich weitaus mehr, als sie zunächst befürchtet. Der Auftakt des Urban & High Fantasy Epos um die fünf Fragmente des Elfenkristalls.
Überall auf der Welt werden in den großen Städten Menschen getötet. Doch die Behörden tappen im Dunkeln, da keines der Opfer tödliche Verletzungen hat und die Menschen vor ihrem Tod völlig gesund gewesen waren.
In Susans Heimat gibt es noch keine Opfer und so hat Susan genug Zeit, sich mit ihren eigenen Sorgen zu beschäftigen. Eines Abends wird sie jedoch im Park von einer finsteren Kreatur angegriffen Der Angriff und ein seltsamer Kristallsplitter lassen etwas in ihr erwachen, von dem sie bis zu diesem Zeitpunkt nichts ahnte: Sie teilt sich ihren Körper mit einer zweiten Seele, mit der Seele einer Wächterin von Andalon, welche vor tausenden Jahren verstarb.
Als Susan erwacht, ist die Kreatur verschwunden und sie sieht sich der Weltenwanderin Iris gegenüber, welche ihr von einem magischen Krieg erzählt, der weit vor ihrer Zeit stattgefunden und die Magie von der Erde getilgt hat. Nur mit Glück gelang es damals die finstere Bedrohung zu versiegeln. Die mächtige Himmelsinsel Andalon aber versank und mit ihr die Wächter. Seither sind die Kristalle, welche von einer Wächtergeneration an die nächste weitergereicht werden, erloschen. Umso überraschter ist Iris über Susans Nachricht, dass eine der Wächterseelen in ihr lebt.
Iris sieht endlich eine Chance die Finsternis, welche im Begriff ist, ihre Herrscherin aus ihrem Gefängnis zu befreien, von der Erde zu vertreiben. zu zweit scheint es jedoch eine schier unlösbare Aufgabe zu sein. Doch wenn in Susan eine Wächterin wiedererwacht ist, sind doch sicher auch die anderen nicht weit?
Nun gilt es jedoch aus der ungleichen Gruppe ein kampffähiges Team zu formen und die Befreiung der Dunklen Herrscherin zu vereiteln.
Erstmal ein paar Worte zum Cover. Auch, wenn ich persönlich kein großer Fan dieser Hochglanzoptik bin, spricht mich der Kunststil mit den kräftigen Farben sehr an. Auf jeden Fall ist das Cover ein echter Hingucker und hat mein Interesse für diese Reihe geweckt.
Die Storyentwicklung allgemein hat mir sehr gut gefallen und ich empfand sie auch durchgängig als grundsolide. Es wird auf bewährte Szenarien zurückgegriffen, diese aber mit tollen neuen Ideen geschmückt und aufgebaut. Anfangs noch eher geradlinig, kommen im Laufe der Handlung mehr Stränge hinzu und bildet am Ende eine spannende Welt.
So beschäftigt sich der Beginn vor allem mit dem Aufbau der Gruppe und der Verbindungen untereinander, was ich sehr begrüße, da ich durch die Vielzahl der gleichzeitig auftauchenden neuen Figuren am Anfang doch etwas überfordert war. In die Vorstellung der Charaktere wird viel Zeit investiert. Alle haben sie ihre eigene Persönlichkeit und ihre Eigenheiten und gerade die Altersunterschiede gefallen mir, da hierdurch eine interessante Dynamik entsteht, die auch in Band 2 sicher noch zum Tragen kommt. Dennoch verliert sich das Buch nicht in den Charakteren, sondern webt immer wieder einen neuen Handlungspunkt ein, sodass es nicht langweilig wird.
Vor allem Susan ist für mich eine Sympathieträgerin geworden, die zwischen schwach und stark schwankt und damit für mich sehr greifbar wird. Susans anfängliche Motivation überhaupt bei dem Training mit Iris mitzumachen, wandelt sich im Laufe der Geschichte zu einer Art Schutzbedürfnis gegenüber ihren Kameraden.
Die Figuren bleiben bis zum Ende verwundbar, was für mich ein positiver Gesichtspunkt unter all den starken Helden im Fantasy-Genre bildet.
Der Schreibstil hat mir ebenfalls gut gefallen. Er ist flüssig und mit schönen Vergleichen versetzt. Gerade die Kampfszenen fand ich prima umgesetzt, da hier der Schreibstil Hand in Hand mit der Unbeholfenheit der Charaktere geht. Der Stil lässt sie und den Leser den Überblick verlieren und nicht mehr alles mitbekommt. An diesen Stellen ist er sprunghaft, wirkt aber dennoch nicht abgehackt und man konnte sich die Stellen immer gut vorstellen.
Das Ende hat mich ziemlich überrannt. Es hat einem förmlich das Herz zerfetzt. Es wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet, aber ich denke, da wird es eine Erklärung in Band 2 geben.
Was Susans Gefühlschaos – bzw. das der Wächter – ab dem Mittelteil des Buches angeht, weiß ich noch nicht so recht einzuordnen. Bisher wirkt es für mich eher wie ein konstruiertes Drama und hat für mich etwas die Stimmung des Buches „zerstört“. Gerade da Susan nur für eine Person alles riskiert.
So interessant ich das Worldbuilding fand, habe ich im Nachhinein noch immer etwas Probleme, es nachzuvollziehen und zeitlich einzuordnen. Wie alles entstand und zerstört wurde, so recht will es in meinem Kopf keinen Sinn ergeben, weshalb hier mein Lesefluss ab und an ins Stocken geriet.
„Die Wächter von Andalon“ ist für mich ein prima Reihenauftakt mit wunderbar interessanten Figuren. Die zu Beginn eher seichte und überschaubare Handlung wird erst nach und nach etwas komplexer. Dadurch bietet sie den Charakteren sehr viel Raum, sich zu entfalten. Der Leser hat Zeit sie kennen und lieben zu lernen.
Das Ende hat mich auf positive Art mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Ich fand es super, ich schätze aber, dass einige ihre Probleme haben könnten. Es wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und das Worldbuilding wirbt mit alten und neuen Ideen. Zwar hat es mich Stellenweise mehr verwirrt, als erleuchtet, aber an sich steht die Geschichte auf einem soliden Fundament.
Alles in allem hat mich Band 1 überzeugt und ich bin gespannt, wie es in Band 2 weitergehen wird.
Die Wächter von Andalon (Band 1 „Von Mage und Unsterblichkeit“), Mario Schenk, Erstausgabe 2019 (hier: erweiterte Ausgabe November 2020), Umschlaggestaltung: Sören Meding, Lektorat/Korrektorat: Lisa Reim, Verlag und Druck: tredition GmbH
weitere Bücher der Reihe: