»Wir alle reden und denken schon, als hätte das Schlachten längst begonnen. «
– Der Kreis des Blutes: Von Glauben und Eisen, Tiroh von Tarlas, Kapitel 21
Klappentext:
Seit zweihundert Jahren herrscht zwischen den verfeindeten Kaiserreichen Mathalien und Tror ein Waffenstillstand. Im westlichen der beiden Reiche, Tror, ist die Herrscherfamilie um Kaiser Zistan Feror auch sehr darauf bedacht, an diesem Status quo nichts zu ändern. Das alles ändert sich, als bekannt wird, was in der fernen Hauptstadt Mathaliens bei dem diesjährigen Drachenturnier geschehen ist...
Zur gleichen Zeit spitzt sich die Lage für alle Beteiligten auf der mathalischen Seite ebenfalls zu und die Gefahr eines Krieges scheint immer größer zu werden. Doch besonders für Oberst Tiroh von Tarlas und seine Untergebenen sowie für Taron Tarlas, seine Schwester Nira und Taisha Lohras geraten Dinge ins Rollen, die vielleicht sogar ihr Leben bedrohen…
Das Drachenturnier wurde nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf den Kaiser beendet und Taron, seine Schwester, Nira, und ihre Begleiterin Taisha von Oberst Tiroh in Sicherheit gebracht. Im inneren Ring von Taranis dürfen sie sich von ihrem ersten Schrecken erholen, ehe sie zu ihrer Vernehmung gebracht und dort von Arminian, General der altenasischen Armee, persönlich vernommen werden. Zwar wird schnell klar, dass die Drei nichts mit dem Attentat zu tun haben, doch neuer Ärger ist in Form des kaiserlichen Sohns Trojan bereits auf dem Weg. Und ehe sich die drei Freunde versehen, befinden sie sich auf der Flucht.
Währenddessen sieht Antonius III., Kaiser von Mathalien, die einzige Möglichkeit, um seine erhitzten Untertanen zu besänftigen, in einem Briefwechsel mit dem Kaiser von Tror, Zistan. Die Schuldigen hinter dem Attentat müssen gefunden werden. Doch der Kaiser auf der anderen Seite der Mauer und seine Kinder geben zu verstehen, nichts mit der Tat zu tun zu haben. Um einen Krieg zwischen den beiden verfeindeten Fraktionen abzuwenden, beschließen die Kaiser Verhandlungen aufzunehmen und am Ende vielleicht sogar mit einem Friedensvertrag aus der Sache herauszugehen.
Doch nicht jeder ist mit dieser Entscheidung einverstanden. Zu schwer wiegt der Jahrhunderte alte Zwist zwischen der Drachenkirche und der alten Kirche Mathaliens.
In Band 2 bekommt der Leser einen Einblick in das Kaiserreich hinter der Mauer, den Feind Mathaliens. Diese Sicht zu verfolgen, hat mir sehr gut gefallen, weil nicht nur deutlich wird, dass dort ebenfalls lediglich Menschen leben, sondern einem die Figuren dort sympathisch und deren Motivationen glaubhaft gemacht werden. Weshalb man als Leser schnell nicht mehr weiß, auf wessen Seite man stehen soll, wer im Recht ist und wer nun Schuld ist. Das eigentliche Attentat rückt schnell in den Hintergrund und die Charaktere kämpfen bald gegen sich selbst und ihr Umfeld.
Der Spannungsbogen formt sich durch die neuen Figuren und deren Vergangenheiten nur langsam, aber dadurch hat der Leser viel Zeit diese kennen zu lernen. Und gerät damit auch in einen Konflikt zwischen den verschiedenen Ansichten. Diese Graustufen haben mir besonders gut gefallen. Und selbst Charaktere, die ich in Band eins noch unsympathisch fand, bekommen hier nun einen Hintergrund und werden plastisch.
Genau das ist es aber, was Band zwei für mich ausmacht. Nicht zu wissen, wem man glauben soll, wer die „Guten“ und die „Bösen“ sind. Man ist gezwungen bei etwas zuzusehen, was man nicht aufhalten kann. Als würde man der Lunte einer Bombe beim Brennen zusehen, ohne diese löschen zu können. Bis es am Ende doch explodiert. Am Ende lässt der Verlauf der Handlung den Leser grübelnd zurück.
Der Schreibstil bleibt ebenso flüssig wie in Band eins und auch der teilweise gut platzierte Humor haben mir gut gefallen. Dennoch ist Band zwei deutlich düsterer als Band eins. Das Thema ist ernst und auch der Konflikt, der über allem liegt, fordert einige Opfer. Streit zwischen den Kirchen ist etwas, was die Geschichte unserer Welt ebenso seit Menschen gedenken beschäftigt und funktioniert als Motivation sehr gut.
Erst war ich etwas zwiegespalten, was nun die Vorstellung einer guten Hand voll neuer Charaktere betraf – wollte ich lieber wissen, was mit Taron und den anderen Charakteren aus Band eins passiert. Aber schnell wachsen einem auch die neuen Charaktere ans Herz und man ertappt sich dabei, wie man die andere Seite verstehen lernt. Das Bild aus Band eins von einem bösen Feind hinter der Mauer wird zerstört. Stattdessen beginnt man hinter verschiedene Ecken zu blicken und aus der eher geradlinigen Story wird ein verwinkeltes Handlungskonstrukt, durch welches man nicht mehr so leicht blicken kann. Alles scheint seine Verbindung und seinen Grund zu haben, nur kann man dies als Leser noch nicht greifen.
Band zwei hält eine gewisse Hintergrundspannung aufrecht und man spürt die Ruhe vor dem Sturm auf jeder Seite und mit jedem weiteren Schritt der politischen Verhandlungen.
Das Ende lässt schon grob erahnen, auf was es im nächsten Band hinauslaufen wird.
Eine prima Fortsetzung zum ersten Band und für mich sogar noch ein Fünkchen besser, da man nun das Wissen aus Band eins und dessen Informationen zuordnen und nutzen kann, um zu versuchen, hinter die Intrigen zu kommen.
Der Kreis des Blutes: Von Glauben und Eisen, Tobias Damaschke, 1. Auflage 2018, Coverdesign: Juliane Schneeweiss
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