Ben: Libellen sterben nicht
– Barbara Lah –

Cover Libellen

»Weißt du, Susan, es ist nicht meine Aufgabe das zu klären. Ich weiß nur eines, die Männer sind in diesem Fall keine große Hilfe. Die können im Moment nicht klar denken.«

– BEN: Libellen sterben nicht, Stefanie, Seite 234

Klappentext:
Im Sommer 2018 wird Jason Harold zum ersten Mal in seiner Karriere als Polizei Chief des beschaulichen Küstenstädtchens Austonhill mit einem Mordfall konfrontiert. Das ist das Letzte, was er kurz vor seinem Ruhestand und bei 30 Grad im Schatten erwartet hat. Aber eine Verdächtige ist schnell gefunden: Ana aus Mexiko. Schließlich hatte sie Gelegenheit und ein ausgezeichnetes Motiv, Ben zu töten. Was als einfacher Fall beginnt, wird bald zu Jason Harolds größter Herausforderung, denn er verliebt sich Hals über Kopf in Ana. Um sie zu beschützen, macht er vor nichts Halt und weder seine Frau noch sein geliebter Bruder können an seinen Gefühlen etwas ändern. Auch wenn Ana ihm und den anderen gegenüber nicht immer ehrlich ist …


Inhaltsangabe

Jason freut sich bereits auf seine Pensionierung und dass im Zuge dessen sein kleiner Bruder zurück in die Heimat kommt. Der FBI Agent, der vor Jahren aus Austonhill verschwand, um dem langweiligen Kleinstadtleben zu entkommen. Der nun aber zurück zu den Wurzeln will und Jasons Posten besetzen möchte.

Doch Jason bleibt bald keine Zeit mehr sich darauf zu freuen, denn ein Mordfall bringt nicht nur ihn, sondern auch seine Polizeistation und nur wenig später die ganze Kleinstadt und am Ende das ganze Land durcheinander. Der Paartherapeut Ben Perdue wird tot in seinem eigenen Haus aufgefunden. Neben einem flüchtigen Wagen, der am Tatort gesehen wurde, gibt es nur eine Verdächtige: Ana Carter. Die junge Frau, mexikanischer Abstammung, die schon bald nicht nur Jason den Kopf verdreht, sondern das ganze Land in helle Aufregung versetzt.

Und nicht nur Ana scheint ihre Geheimnisse zu haben, auch Austonhill wirkt nur nach außen wie die perfekte Kleinstadt. Nun liegt es an Jason herauszufinden, wer Ben wirklich war, und ob die bezaubernde Ana etwas mit seinem Tod zu tun hat, oder ob sie nur das Resultat von unglücklichen Zufällen ist. Doch wie objektiv denkt ein Polizist, wenn er von Gefühlen überrannt wird? Bald schon ermittelt die ganze Stadt und sucht den Täter.


Meinung:

Ich gebe zu, ich hatte durchaus meine Schwierigkeiten in das Buch hinein zu kommen, mit den vielen Sichten, den teilweise nicht ganz parallel verlaufenden Zeitsträngen und den prägnanten Themen. Meine Meinung nach etwa den ersten 100 Seiten war sehr zwiegespalten. Zum einen von der Entwicklung angetan, zum anderen von der Unfähigkeit der Charaktere genervt, habe ich die vielen 5 Sterne Bewertungen nicht verstanden. Zwar hatte ich keine schlechte Meinung zum Buch, aber 5 Sterne?

Nun jedoch das große ABER:

Nach dem Ende des Buches kann ich die Handlung nur loben. Einmal auf die unterschiedlichen Figuren und die sich ergänzenden Sichten und Zeitstränge eingelassen, hat man hier einen Roman, bei dem man bald selbst bemerkt, wie man versucht, alles logisch miteinander zu verknüpfen. Man sucht den Täter. Liest man einzelne Szenen nach dem Ende nochmal ergeben sie Sinn und man liest sie völlig anders, als noch beim ersten Mal. Und das gefällt mir wahnsinnig gut. Ist alles logisch? Ich kann es nicht sagen, aber es ist mir auch egal, denn die Handlung passt, die Charaktere sind stimmig.

Die eher dilettantische Polizeiermittlung hat mich anfangs noch genervt, aber sie gibt anderen Charakteren eine Chance, sich zu beweisen. Der Fall rund um den toten Ben deckt viel mehr dunkle Geheimnisse der Stadt auf als er sollte und die Charaktere wachsen einem mit ihren vielen Zwiebelschichten, mit ihren Gedanken und Ansichten immer mehr ans Herz. Lediglich William und Jacob bleiben für mich etwas gesichtslos und kommen erst zum Ende etwas aus ihren Löchern. Dafür sind die anderen Figuren umso besser gelungen.

Vor allem aber gefallen, haben mir die vielen angesprochenen Probleme. Neben dem Fall, präsentiert sich eine äußerst interessante Liebesgeschichte, die mit reellen Problemen und nachvollziehbaren Konsequenzen zu kämpfen hat. Der moralische Konflikt steht für den Leser immer wieder im Mittelpunkt, ebenso die Kritik an Gesellschaft, Recht und Ordnung und auch an einem gewissen Präsidenten.

Die Decke aus der Abneigung gegen Andersdenkende und Kriminalität legt sich derweil über die komplette Handlung und passt nicht nur in das Amerika der Vergangenheit, sondern lässt sich problemlos auf jeden anderen geografische Orte der Welt reflektieren. Hier hat die Autorin einen schönen Weg gefunden, ohne, dass es aufdringlich oder belehrend wirkt. Dennoch lässt einen das Ende nachdenklich zurück.


Fazit:

Der Schreibstil und der Handlungsverlauf haben mich zugegebermaßen im ersten Moment überfordert, ABER das ist auch alles, was ich Negatives zu sagen habe.
Man bekommt die Möglichkeit bis zum Ende mitzurätseln, man weiß nicht mehr, wem man trauen und wem man nicht mehr trauen kann. Fast alle Charaktere scheinen ein Geheimnis zu haben und selbst die vielen Nebenfiguren haben ihre Daseinsberechtigung. Nichts ist zufällig und alles mit viel Liebe zum Detail geschrieben.

Eine Mischung aus Liebesroman und Polizeiermittlung lässt die Handlung nicht langweilig werden und obwohl man von Anfang an mit dem Täter konfrontiert wird, ertappt man sich dabei, wie man immer wieder die Seiten wechselt – glaubt man im einen Moment noch sicher zu wissen, dass Ana es war, sucht man doch eine Ausrede, warum sie es nicht hätte tun können.

So ist das Ende nach allem, was man gelesen hat, eine Überraschung.

Das Buch ist spannend, emotional, gesellschaftskritisch, interessant und für mich eine absolute Leseempfehlung.


BEN: Liebellen sterben nicht, Barbara Lah,  epubli


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