»Wie lange warten wir bereits darauf, ins Leben zurückkehren zu können, Sam?«
– Blake, Seite 308,
Sam McLain – Verrat
Klappentext:
Ein illegales Labor, ein skrupelloser Geschäftsmann und zwei Brüder auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit.
»Ich wollte einen Neuanfang. Ein Leben ohne die Erinnerungen an das Labor. Das war ein Fehler.«
Um ein neues Leben zu beginnen, hat sich Sam McLain von allem losgesagt. Selbst von seinem Bruder Blake. Doch Sams Vergangenheit lässt sich nicht einfach abschütteln. Schon bald trifft er auf einen alten Feind. Im Versuch, das Richtige zu tun, bleibt Sam nur eine Wahl: der Verrat an seinem Bruder …
Band zwei der Reihe schließt im Grunde nahtlos an den ersten an. Diesmal begleiten wir anfangs vor allem Sam, der nach dem Streit mit seinem Bruder versucht, sein eigenes Leben zu leben und Abstand zu seiner Vergangenheit zu gewinnen.
Doch Sam wird unvorsichtig und es dauert nicht lang, da werden Martin und Jack auf ihn aufmerksam. Zurück in der Gewalt des Arztes wird Sam schnell bewusst, dass Blakes Überfürsorge doch ihren Sinn hatte und er ihm Unrecht getan hat.
Um der erneuten Qual zu entkommen, ist Sam schließlich gezwungen mit Martin zusammen zu arbeiten. Alles, um Blakes neues Leben zu schützen. Doch verrät er damit alle Menschen um sich herum, und alle, die ihn in den Jahren zuvor geholfen haben. Er isoliert sich und versinkt in seiner Abhängigkeit von Jack.
Und was ist, wenn Blake auch noch einen Hinweis darauf findet, dass ihre Eltern gar nicht gestorben sind, wie ihnen Dr. Martin immer wieder erzählt hat? Diese sollen noch immer in ihrer Heimatstadt leben. Aber sind es für Sam wirklich Eltern, wo er doch nie etwas Anderes als Martin und das Labor kennen gelernt hat? Und ist es klug, sich nach all den Jahren überhaupt mit ihnen in Verbindung zu setzen und sie ihrem Leben auszuhändigen?
Mit Jack und Dr. Martin im Rücken, muss Sam verhindern, dass die Vergangenheit von ihm und Blake an die Öffentlichkeit gerät. Das Geheimnis muss um jeden Preis gewahrt werden.
Auch in Band zwei gefallen mir vor allem die Charaktere. Man kommt nicht umhin mit Sam mitzufühlen und jedem das Böse an den Hals zu wünschen, der ihm wehtut oder auch nur zu nahekommt. Gerade, weil man ihn bereits durch Band eins und damit durch seine Kindheit begleitet hat. Hier wird ein schöner Bogen geschlagen und Sam ist und bleibt das Produkt seiner Vergangenheit. Ein junger Mann, der viel erlebt hat und alles dafür würde, damit es nicht wieder von vorn losgeht. Alles für ein bisschen Normalität.
Auch Blake ist weiterhin gut gelungen und auch seine Freude und teilweise auch seine plötzliche Unvernunft sind aufgrund der Situationen sehr gut nachzuvollziehen.
Die neueingeführten Charaktere haben ebenso einen gewissen Charme. Robert und Helen, die mit einer Spur Misstrauen alles über die Vergangenheit erfahren wollen. Und Charlie, die als typische Teenagerin Fröhlichkeit in die Geschichte bringt. Denise finde ich mit ihrer sarkastischen und ruhigen Art ebenso gut gelungen und obwohl ihr Charakter nicht so oft vorkommt, merkt man die Stärke, die sie abstrahlt. Genauso Sarah, die mit ihrem eher schüchternen Charakter eine gute Ergänzung zu den ganzen selbstbewussten Figuren bildet, die immer zu wissen scheinen, was sie machen müssen.
Die Handlung ist weiterhin spannend und zieht einen quasi von der ersten Seite an mit sich. Immer wieder wird man in Situationen geworfen, bei denen man nur darauf wartet, dass es kracht, nur damit es dann doch nicht passiert, und man sich bis zum großen Knall wieder in Sicherheit gewogen hat.
Ich werde mit dem Ende nicht so recht warm. Zum einen finde ich es super wie es endet, zum anderen komme ich mir dem Weg nicht zurecht. Es wirkt zu einfach, zu leicht, zu schnell abgehandelt. Ganz getreu dem Motto: gestern standen wir noch am Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter. Das Ende ist ein gutes Produkt des Buches, aber mit seinen gefühlt 30 Seiten für mein Gefühl einfach zu kurz. Obwohl ich weiß, dass hier noch Bände kommen, weiß ich nicht, was mit diesem Teil der Handlung geschieht, weil das mit den Brüdern nun … abgeschlossen wirken.
Für mich eine gelungene und spannende Fortsetzung der Reihe, die ich nur empfehlen kann! Man wird regelrecht durch die Handlung gezogen, ohne einmal das Gefühl zu haben, an einer Stelle zu lange zu verweilen oder sich an irgendwas aufzuhängen. Alles wird ausreichend detailliert beleuchtet und auf viele Kleinigkeiten wird eingegangen. Man fühlt mit den Charakteren mit und erwartet immer den großen Knall und am Ende läuft es auf ein großes Finale hinaus. Das Buch endet anders, als ich es erwartet habe.
Einzig Jack bleibt für mich eine absolut unsympathische Figur, die ich noch nicht so recht nachvollziehen kann. Er kommt und geht und wirkt teilweise etwas überzogen bösartig. Als schlimm habe ich das aber nicht empfunden. Er ist einfach nur eine widerliche Person. Ich schätze, das ist auch der Grund, warum ich seinem Ende keine einzige Sekunde Glauben schenke und mal auf Band 3 gespannt bin.
Sam McLain – Verrat, Jaden Quinn (Gabi Büttner &Nina Döllerer) 2019, Selfpublishing, Covergestaltung: Designomicon /Anke Koopmann
weitere Bücher der Reihe: