Die Blankenburgs (Bd. 1)
– Eric Berg –

»Unsere Entscheidungen tragen keine Farben.«

– Die Blankenburgs, Eric Berg, Seite 295, Arabella*

Klappentext:
Frankfurt 1929: Die Blankenburgs haben allen Grund zur Freude: Vor kurzem feierten sie das 150jährige Jubiläum der familieneigenen Porzellanmanufaktur, die Auftragsbücher sind voll, und die Krise der frühen Zwanzigerjahre liegt hinter ihnen. Aber das hart errungene Glück zerbricht mit einem Schlag, als Aldamar, das Familienoberhaupt, und sein Schwiegersohn Richard ihr Vermögen im großen Börsencrash verlieren und keinen anderen Ausweg sehen, als sich das Leben zu nehmen. Zwischen den Schwestern Ophélie und Elise entbrennt ein erbitterter Erbstreit, der die Familie zu entzweien droht. Doch damit nicht genug. Mit dem Erwachen des Nationalsozialismus beginnt auch der Überlebenskampf der Blankenburgs. Um die Porzellanmanufaktur zu retten, sind die Schwestern bereit, neue Wege zu gehen und über sich hinauszuwachsen …


Inhaltsangabe:

Der Schwarze Freitag, der Börsencrash in New York, damit beginnt für Elise und ihre Familie eine harte Zeit. Ihr Mann Richard hat eine Menge Geld angelegt und mit einem Mal ist dieses Budget weg und die Porzellan-Manufaktur steht vor dem Ruin.

An diesem Tag sterben ihr Mann Richard und ihr Vater (Aldeman) – sie nehmen sich das Leben und lassen einen Scherbenhaufen zurück. Denn Elise und ihre Schwester Ophelíe sind unterschiedlicher Meinung, wie die Manufaktur noch zu retten ist. Die Schwestern, die seit ihrer Kindheit nie mehr richtig zusammengefunden haben.

Gleichzeitig taucht scheinbar aus dem Nichts der uneheliche Sohn ihres verstorbenen Bruders Otto auf, der nun ebenfalls seinen Teil an der Manufaktur haben will. Elise und ihr Neffe und der größte Konkurrent von Blankenburg tun sich zusammen, doch Ophelíe gibt nicht so leicht auf und bald schon entwickeln die Manufaktur Blankenburg und die Manufaktur Blancenbourg unabhängig von einander.

Elise findet sich bald zwischen ihrem Neffen Tankred, dem aufsteigenden Nationalsozialismus, der chinesischen Triade und Familienintrigen wieder.


Meinung:

Band 1 der Geschichte um die Blankenburgs spielt in der Zeit vom Schwarzen Freitag bis zum Aufstieg Hitlers. Und entgegen meiner Erwartungen aus dem Klappentext ist es doch weniger ein Familien-Drama als viel mehr ein Einblick in die Geschichte des Nazi-Deutschlands. Dahingehend ist der Klappentext etwas verwirrend gewesen.

Aufgrund des Klappentextes habe ich zwar etwas anderes erwartet, enttäuscht wurde ich aber dennoch nicht. So geht es fast weniger um den Streit zwischen Elise und ihrer Schwester, Ophelié, als viel mehr um Tankred und seinen Werdegang innerhalb des Regimes und um das Regime selbst. Persönlich habe ich damit aber gar kein Problem, könnte mir aber vorstellen, dass der irreführende Klappentext anderen aufstößt.

Das Wissen aber mal vorgeschoben, handelt es sich um eine sehr interessant Geschichte aus der Sicht dieser fiktiven Familie, die mit sich und für ihr Unternehmen kämpft. Man verfolgt die vielen Abs und das langsame Auf der Manufaktur. Und auch den Zusammenhalt und das Zerwürfnis der Familie – wie sie sich neu finden und wieder verlieren, wie aus Vertrauen Verrat wird und umgekehrt.

Der Schreibstil ist klasse und der gut platzierte Witz hat mich auch ab und zu zum Schmunzeln gebracht. Gerade die Dialoge sind für mich eine Stärke des Buches. Und dennoch schafft es der Text an den richtigen Stellen beklemmend und erdrückend zu sein.

Wie sich Tankred und seine Freunde immer weiter in diesem Konstrukt des Sozialsozialismus‘ verlieren und Elise mit ihrer Familie ums Überleben kämpft. Was mit dem Beginn der Judenverfolgung dann durchaus auch wortwörtlich zu nehmen ist.

So sind die Charaktere durchweg sehr sympathisch und vielschichtig gestaltet. Jeder entwickelt sich weiter, bleibt nicht recht zu durchschauen und sicher nicht das, was man auf den ersten Blick vermutet hätte.


Fazit:

Für mich ist das Buch eine schöne und gleichzeitig beklemmende Aufarbeitung dieser Jahre zwischen den beiden Weltkriegen. Hätte man mir die Deutsche Geschichte auf diese Art damals in der Schule vermittelt, statt sie jedes Jahr aufs Neue ins Hirn zu prügeln, wäre ich dem sicherlich nicht überdrüssig geworden.

Nach dem Ende bin ich auf jeden Fall auch gespannt, in welche Richtung sich all das noch bewegen wird und wie genau es für die Figuren ausgeht.


*Die Blankenburgs, Eric Berg, Band 1, Copyright 2021, Banvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe, Redaktion: Angela Troni, Umschlagmotiv- und gestaltung: Johannes Wiebel | punchdesign, Satz: KompetenzCEnter, Druck und Bindung: GGP Media GmbH
Rezensionsexemplar


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