Henriette und der Traumdieb
– Akram El-Bahay –

Cover - Henriette und der Tramdieb

»In der Nacht, wenn sich die Welt mit Dunkelheit und Schlaf füllt, werden die Geister der Menschen frei. In ihren Träumen gehen sie auf die Reise und erleben Abenteuer. Doch die meisten können die Welt hinter den Träumen nicht wahrnehmen.«


-Der Traummeister, Seite 81, Henriette und der Traumdieb*

Klappentext:
Henriette verfügt über ein besonderes Talent. Etwas, das sie überragend gut kann. Besser als jeder andere Mensch, den sie kennt. Henriette kann träumen. Doch eines Morgens ist jede Erinnerung an die Abenteuer der Nacht wie ausradiert. Wer stiehlt Henriettes Träume?


Inhaltsangabe:

Henriette und ihr Zwillingsbruder Nick verbringen ihre Ferientage wie jedes Jahr bei ihrer Oma. Und wie immer freut sich Henriette bereits darauf, Anobium, dem Besitzer des Buchladens im Erdgeschoss, von ihren Träumen zu berichten. Denn im Gegensatz zu anderen Menschen kann sich Henriette an all ihre Träume erinnern, nicht einen hat sie vergessen. Und der alte Mann mit dem Buchladen gehört zu den wenigen Menschen, die sich ihre phantasievollen Träume anhören wollen.

In diesem Jahr ist jedoch etwas anders. So scheint Henriette nun ebenfalls wichtige Träume zu vergessen. Und plötzlich kann auch noch ihr Zwillingsbruder auf ihre Träume zugreifen und daran teilhaben.

Herr Anobium vermutet einen Traumdieb hinter den verlorenen Träumen. Ein Geist, der von den Träumen der Menschen lebt und der mit Hilfe einer goldenen Tür von einem Menschen zu nächsten springen kann. Aber Henriette ist eine Wunschträumerin und als solche hat sie eine Macht über ihre Träume, die andere Menschen nicht haben.

Henriette muss nun gemeinsam mit ihrem Bruder und ihren treuesten Traumfiguren einem Geist nachjagen, um ihn daran zu hindern, weitere Träume zu stehlen. Ihr Weg führt sie durch spannende Abenteuer, durch finstere Albträume bis ans Ende aller Träume. Doch warum sucht der Traumdieb ausgerechnet Henriette heim und woher kommt sein großes Interesse an einer ganz bestimmten Tür? Einer Tür, hinter welcher ein Albtraum darauf wartet, geträumt zu werden?


Meinung:

Die Idee für die Geschichte hat mir sehr gut gefallen und auch die Umsetzung fand ich spannend und interessant. Man merkt, dass sich bezüglich der Zusammenhänge und Hintergründe viele Gedanken gemacht wurde. Als Leser bekommt man die Informationen zwar recht eindeutig serviert, aber in schön erzählten Dialogen vermittelt.

Der Schreibstil ist locker und leicht, fordert an manchen Stellen aber angenehm. Gerade auch die Gedanken, die zwischen den Zeilen stecken, mag ich.

Alles in allem ist die Handlung jedoch nicht sonderlich komplex und auch der Konflikt eher übersichtlich. Für ein Kinderbuch jedoch völlig ausreichend. Dennoch hatte ich nie das Gefühl, dass sich etwas zieht oder es Längen gebe. Schön fand ich auch, wie das Thema Tod aufgegriffen wird, ohne aufdringlich oder komisch zu wirken.

Die Charaktere bleiben neben der Handlung ein wenig zurück, entwickeln sich aber durchaus weiter und wachsen einem auch ans Herz. Allen voran natürlich Henriette, aber auch Nick wurde mir nach und nach sympathisch.

Die Ideen, was die Traumfiguren allgemein angeht, fand ich erfrischend und auch lustig. Zwar waren es recht wenige – die Albträume einmal außen vor gelassen – aber dafür weder klischeehaft noch ausgelutscht.

Einzig das Ende empfand ich als etwas rasch zusammengeknüpft. Der bis dorthin schön aufgebaute Konflikt wird ein wenig zu – für mich – gefühlskalt gelöst. So recht sicher bin ich mir auch nicht, ob die Tiefgründigkeit der Gedanken überhaupt für ein Kind verständlich wären.


Fazit:

Allem voran hat mir die Idee der Träume, ihre Bedeutung und das Konzept der Wunschträumer gefallen. Gerade als Kind hat man noch Träume, die man gerne für immer behalten wollten würde.

Die Handlung und der Konflikt der Reise sind recht übersichtlich, aber dennoch bietet der Text eine gewisse Tiefgründigkeit.

Mit den Charakteren musste ich erst warm werden, aber gerade die Individualität der Traumfiguren hat mir letztendlich sehr gut gefallen. Das eine oder andere Schmunzeln kann ich jedenfalls nicht leugnen. Die Entwicklung von Henriette und ihrem Bruder gefiel mir ebenso.

Ein Buch, das ich durchaus für alle Altersgruppen empfehlen kann. So sind für Kinder die Reise und die Abenteuer von Henriette interessant. Das Ende und die Botschaft zwischen den Zeilen kann aber durchaus auch für Erwachsene funktionieren und nachdenklich stimmen.


*Henriette und der Traumdieb, Akram El-Bahay, 3. Auflage 2017,  Ueberreuter Verlag, Kinder- und Jugendbuch, Lesealter : 11 – 13 Jahre


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