»Bin ich auf einmal ein Verdächtiger, nur weil Sie jetzt wissen, dass ich ein Soziopath bin? Ist das nicht so etwas wie Diskriminierung von Behinderten?«
– John Cleaver, Mr. Monster, Seite 130
Inhaltsangabe:
Mein Name ist John Cleaver. Ich bin 16 Jahre alt. Ich mag Lesen, Kochen und ein Mädchen namens Brooke. Ich möchte das Richtige tun. Ich möchte ein guter Mensch sein. Doch das ist nur die eine Hälfte von mir. Mein Name ist Mr. Monster. Ich weise alle Eigenschaften eines Serienkillers auf. Ich phantasiere über Feuer, Gewalt und Tod. Ich habe einen Dämon besiegt. Aber es gibt viele Dämonen da draußen. Zu viele. Und jeden Tag verspüre ich den Drang, erneut zu töten.
Der zweite Band schließt fast nahtlos an den ersten an. John ist der stille Held, der seine Heimat vor einem Dämon gerettet hat. Doch erzählen kann er es niemanden, nur seine Mutter weiß davon. Was sollte er den Menschen auch erzählen? Keiner würde ihm glauben.
Und dennoch ist ihm der FBI Agent, Forman, der noch immer in Clayton verharrt, dicht auf den Fersen. Denn ein neuer Serienmörder treibt sein Unwesen. Ein Mörder, von dem Forman glaubt, es wäre nach wie vor der Clayton-Killer, dessen Tod nie an die Öffentlichkeit kam. Er glaubt zu wissen, dass ein gewisser Soziopath seine Finger im Spiel hatte.
Gleichzeitig führt John einen inneren Kampf mit seiner dunklen Seite. Denn sein Preis für die Rettung seiner Heimat ist hoch gewesen. Die dunkle Seite, die er selbst „Mr. Monster“ nennt, träumt von Mord und Todschlag und am liebsten würde er mit Brooke beginnen. Mit der Brooke, der John schon im ersten Band nachgestellt hat und die plötzlich mehr und mehr Interesse an ihm zeigt. Das Leben könnte also schön sein. Aber seit dem Tod des Dämons ist „Mr. Monster“ allgegenwärtig und bereitet John zunehmend Probleme im Alltag. Und was ist mit dem neuen Killer? Hat er es auf John abgesehen, weil dieser bereits einen von ihnen getötet hat? Und kann er es wagen, „Mr. Monster“ noch einmal frei zu lassen, um sich dem Mörder zu stellen?
Mir gefällt die zweiseitige Charakterentwicklung von John und seinem inneren »Mr. Monster«. Auch, wenn mich die Namenswahl der dunklen Seite mehr als einmal hat auflachen lassen, finde ich sie sehr interessant. John grenzt damit alles ab, was ihn für andere gefährlich macht. Nicht nur symbolisch, sondern auch geistig. Dennoch bleibt »Mr. Monster« allgegenwärtig und bekommt selbst eine unglaublich intensive Entwicklung.
John kämpft, um ein normales Leben zu führen und legt dabei eine sehr interessante Stärke an den Tag. Während des Lesens hat es mich mehr als einmal überrascht.
Dennoch merkt man, dass »Mr. Monster« nach und nach die Kontrolle übernimmt und am Ende sogar an die Oberfläche brodelt.
Auch sprachlich und stilistisch ist der zweite Teil wie gewohnt gut. Der Lesefluss ist wieder recht nüchtern. Doch auch im zweiten Band hat es mich nicht gestört, sondern die pragmatische Art des Protagonisten nur weiter verstärkt. Hinzu kommt die gleiche Prise schwarzer Humor, die man schon aus dem ersten Band kennt und die gemeinsam mit der nüchternen Schreibweise nicht nur einmal für ein Grinsen sorgt.
Im zweiten Band wird Johns psychische Krankheit zudem viel detaillierter geschildert als noch im ersten. So beschränkt es sich nicht mehr ausschließlich auf den Wunsch irgendwas zu töten, sondern beschreibt seine Unfähigkeit zur Empathie und beleuchtet die daraus resultierenden Hürden im Alltag. Gerade was auch seine Beziehung zu Brooke betrifft.
Mir verläuft die Handlung etwas zu schnell. Während der Anfang noch sehr umfangreich geschildert und ausgearbeitet ist, wirkt es gegen Ende doch sehr gehetzt. Nicht übertrieben. Man hat jedoch das Gefühl, es musste schnell zum Ende kommen und man hätte zwischendurch etwas verpasst.
Auch hier: Was ich schon als positiv angekreidet habe, wird leider auch mit Rotstift bearbeitet. So ist die Entwicklung vor allem des Hauptcharakters sehr realistisch, damit aber auch arg »langweilig« geschildert. Zwar verdeutlichen die Denkweisen noch einmal das Krankheitsbild, aber man hat ebenso das Gefühl, eine ganze Weile lang nicht von der Stelle zu kommen, weil jeder Stein dreimal umgedreht wird.
Auch Band zwei hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Natürlich hätte das Ende deutlich detaillierter ausfallen können und gern hätte ich etwas mehr zwischen den Zeilen gehabt. Dafür war ich von der endlichen Auflösung doch sehr überrascht. Eine gewisse Vorahnung hatte ich von Anfang an, aber derart – abgedreht – habe ich es mit dann doch nicht vorgestellt. Ein Ende, das einem glauben macht, dass nicht nur John, sondern auch sein »Mr. Monster« eine Weile daran zu knappern haben.
Auf jeden Fall ein gelungener Auftakt zu den nachfolgenden Bänden.
Deutsche Ausgabe 2010, Piper Verlag GmbH, Mr. Monster, Dan Wells
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