»Immer mit der Ruhe. Sie musste den Geistern Zeit lassen, ihr Vertrauen zu schenken. Mit einem strahlenden Lächeln und gleichmäßigen Bewegungen nahm sie eines der Brötchen und biss hinein.«
– Die Seele eines Spukhauses, Helena Gäßler, E-Book Position 29 %, Magnolia*
Klappentext:
Der Schlüssel zu einem Spukhaus ist zu begreifen, dass es eine Seele besitzt. Und lange genug zu überleben, um sie zu heilen. In einer Welt voller Luftschiffe und Dampfmaschinen wirken Geister wie ein lästiges Überbleibsel der Vergangenheit. Als Exorzistin liegt es an Magnolia Feyler, Gebäude von ihrem Spuk zu befreien. Sie versteht die Häuser wie keine andere, erkundet ihre Geschichte und heilt ihre Wunden. Doch alles ändert sich, als sie den größten Auftrag ihrer Karriere annimmt: Shaw Manor, ein Schloss, in dem es seit Jahrzehnten spukt. Magnolia steigt tief hinab in die verwinkelten Gemäuer und die Vergangenheit des Anwesens. Hinab in ein Netz aus Familiengeheimnissen, vergessenem Leid und Maschinen, die ein bedrohliches Eigenleben entwickelt haben. Wird sie den Spuk lüften oder am Ende selbst von den Mauern verschlungen werden?
Shaw Manor ist ein Spukhaus in Brixton, welches bereits einem Exorzisten das Leben gekostet hat. Die Gilde schickt deshalb Magnolia, welche sich selbst als Hausflüsterin betitelt, um das Haus von dem Spuk zu reinigen. Ein Härtefall und das Böse in dem Haus benötigt die beste Exorzistin der Gilde.
Mit ihren ganz eigenen Methoden vermischt mit den Regeln und Vorgehen der Gilde tastet sich Magnolia nach und nach an das Haus heran, versucht sein Vertrauen zu gewinnen und der Geschichte hinter dem Spuk auf den Grund zu gehen. Es dauert nicht lang, da wird ihr klar, dass in dem Haus vor vielen Jahren etwas Grausames geschehen sein muss – nicht nur mit dem verschwundenen Ehepaar Shaw, sondern mit der ganzen Familie.
Magnolia war mir als Charakter beinahe von der ersten Zeile an sympathisch. Sie ist stark und weiß, was sie will, doch man merkt auch, dass sie durchaus zerbrechlich ist und stolpern kann. Sie ist sehr greifbar, analysiert und erklärt dem Leser das phantastische Exorzistensystem. Tatsächlich hätte es das kleine Kapitel über ihre Vergangenheit gar nicht gebraucht, um die Tiefgründigkeit des Charakters zu schildern.
Das System mit dem die Exorzisten und Magnolia als „Hausflüsterin“ arbeiteten, fand ich sehr schön. Man merkt, dass hier viel Zeit und Ideen eingeflossen sind, die neuwertig, logisch und interessant sind. Die Exorzisten wirken somit wie eine Solide „Organisation“/Gilde. Ein tolles Konzept.
Auch die Handlung und die Geschichte rund um Shaw Manor und die Familie Shaw und Price machte beim Lesen neugierig und man wollte mehr erfahren. Magnolias Vorgehen, das Geschehen hinter dem Spuk zu ergründen, gefiel mir sehr. Und was sich durch ihre Forschung und Recherche langsam für Abgründe auftun, wirken durchaus düster, blutig aber auch originell und gefühlvoll.
Der Schreibstil ist sehr detailliert und beschreibt und erklärt eine Menge. Weshalb bei mir nicht wirklich Spannung oder „Spuk“ aufgekommen ist. Und trotz der detaillierten Schilderung, springt die Handlung an manchen Stellen und stolperte in meinem Kopf von Feind zu Freund, dann plötzlich wieder zu Feind, ohne, dass ich den Zusammenhang ziehen konnte. Weshalb ich manche Handlungen nicht recht nachvollziehen konnte.
Das letzte Viertel war dann jedoch sehr dynamisch geschrieben und man konnte mit der Protagonistin mitfiebern. Und auch das Ende hat etwas sowohl Endgültiges, als auch Offenes und Schönes. Es hat mir sehr gut gefallen.
Eine schöne Geschichte rund um ein Spukhaus und seine Geschichte. Das Konzept ist super spannend, der Schreibstil ist allerdings etwas zäh.
*Die Seele eines Spukhauses, Helena Gässler, Copyright 2021 by Drachenmond Verlag GmbH, Lektorat: Nina Bellem, Korrektorat: Michaela Retetzki, Layout: Stephan Bellem, Umschlaggestaltung: Marie Graßhoff